19November
2019

Ta Prohm: das Tempel-Highlight, weil?!

Jeder, gut, fast jeder kennt Ta Prohm. Was, nicht? Eigentlich kennen aber fast alle Lara Croft in den Tomb Raider-Filmen. Genau. Jetzt klickt es oder? Ta Prohm: DER Lara Croft-Tempel, DER mit den riesigen Wurzeln über und durch Tempelmauern.

Fragen wir das WWW zu den Facts (Anpassungen mal wieder durch den Chronisten): Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis hinein ins 13. Jahrhundert. Nach der Fertigstellung nutzten Buddhisten wie auch Hinduisten die Heiligtümer. Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa 60 Hektar, wovon der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude nur einen Hektar einnehmen. Wie überall in Angkor waren aus Stein gebaute Gebäude religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz. Das ist auch der Grund, weshalb nur die Tempelanlagen die Jahrhunderte überstanden, während alle weltlichen Gebäude dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen (hört hört, echte Überraschung…).

Die Architektur des Ta Prohm
Beim Ta Prohm handelt es sich um einen „flachen“ Khmer Tempel, also nicht um einen Pyramidenbau, wie zum Beispiel Angkor Wat. Er besteht aus mehreren einstöckigen Gebäuden, die von einer rechteckigen 600 x 1.000 Meter langen Lateritmauer umgeben sind. Richtung Zentrum entlang der vierten Einfassung finden sich die Fundamente von 93 Mönchszellen. Möglich, dass sie für Dozenten des vielleicht auch als Universität genutzten Komplexes bestimmt waren. Auf Grund des Zustands des Tempels lässt sich der Grundriss nur schwer erkennen. An vielen Stellen liegen herabgefallene Steine und versperren den Weg. Zur Sicherheit der Besucher sind außerdem nicht alle Bereiche zugänglich.

Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen (Ficus virens) und die noch größeren Tetrameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen.

Kurz was zu den Bäumen: Tetrameles nudiflora wächst als bis über 45 Meter hoher, laubabwerfender Baum. Er bildet sehr hohe Brettwurzeln aus, was der Chronist voll bestätigen kann. Der Stammdurchmesser kann bis zu 2 Meter betragen. Und das reicht uns hier und heute.

Lara Croft, äh, völlig falsch, ihr Temel, äh nun ja, Ta Prohm ist attraktiv und spannend. Wirklich. Spannend. Am späteren Morgen (und schon mit vielen Mao-Nachfahren) und ein zweites Mal einige Tage später am Nachmittag (viel weniger Mao-Nachfahren) geht’s durch die beeindruckenden Tempelruinen. „Trümmer“ klingt irgendwie abwertend. Beim ersten Rundgang spielt Chamnan, der englische Guide, sein ganzes Knowhow aus. Klasse Typ. Locker, lustig, mit viel Detailwissen. Bringt er adressatengerecht unaufdringlich an seine Tourigruppe. Den Standardweg nehmen alle, wir auch. Jeder muss zu DEM Gebäude mit DEM Baum in DEM Innenhof. Regieanweisung für den geneigten Leser: Man beachte das Testbild vom 6.10. 😉

Wie der Chronist befürchtet und erwartet hat, keine winzige Spur einer Chance, diese Szene ohne Touris abzulichten. Abwarten zwecklos. Offensichtlich alle, einer nach dem anderen, will vor DEM Baum sein persönliches Selfie machen oder machen lassen. Mist. Chronistische Enttäuschung macht sich breit. Was nützt die erwartete Situation, wenn man anderes insgeheim erhofft hat.

Der Guide erkennt mit professionellem Blick diese sich gefährlich depressiv zuspitzende Situation. „Hey, photoholic, I’ve some really special places for you. No Chinese“. Breites Grinsen auf seinem Gesicht. Die Chronistenlaune steigt langsam, aber streng monoton steigend an.

Und der Guide ist richtig gut. Und wie bereits am Vortag durch Winkel und Gassen (nicht die Winkelgasse bei Du-weißt-schon-wem 😉) in fast verwunschene Ecken. Die Steine, der Bewuchs, das schattierte mehrfarbige Grün und die modrige Feuchtigkeit sowie unzählige Papageien mit ihren intensiven durchdringend lauten Schreien geben das ihre dazu. Der Guide kennt die richtigen Stellen. Tatsächlich gelangen wir so in Bereiche, in denen sich niemand rumtreibt. Keine Eile beim nächsten Foto, stressfreies und entschleunigtes Aufnehmen der Situation. Ein echtes Erlebnis. Auch hier zeigt sich wieder, dass das Honorar für die Guides eine sehr gute Investition ist.

Der zweite Besuch ohne Guide - man kennt sich ja aus- verläuft ähnlich intensiv. Da der Nachmittag offensichtlich weniger attraktiv ist, warum auch immer, sind weniger Gleichgesinnte im Tempel unterwegs. Das freut nicht nur den Photoholic.

Der Vollständigkeit halber und der Chronistenpflicht geschuldet: Der für den ganzen Tag gebuchte Tuk Tuk-Driver (30 US$ mit Trinkgeld) setzt seine Kunden am Osteingang ab. Klare Erwartung aller: Da geht’s dann auch weiter. Problem: Tempel verwinkelt, Winkel gesucht und gefunden, Weg und Orientierung verloren. Die Truppe findet sich am Westeingang wieder. No Tuk Tuk. Also zügigen Schrittes quer durch Lara Crofts Tempel zurück zum wartenden Tuk Tuk. Der Chronist weiß: Das kostet in eingeweihten Kreisen üblicherweise einen Sundowner 😉

Fazit: (Nicht nur) Dieser Tempel ist zwei Besuche wert.

Der Tag endet mit vielem Lächeln. Vorher benötigte unser Tuk Tuk noch „Tuk Tuk-Whiskey“. Der Sprit für die Zweitakter wird in den üblichen 1 - 2 Literflaschen Coke oder so am Straßenrand verkauft. Fliegende Tankstellen könnte man sagen. Dort gibt’s auch Obst, Gemüse, Coke, Mineralwasser. Straßenrand-Tante-Emma-Laden eben. Kurzer Halt, Whiskey in den Tank, weiter geht’s.

Ziel: Bayon, fantastischer Tempel, auch gleich zweimal besichtigt. Einmal mit, einmal fast ohne. Ihr wisst schon wem…

Der Bayon, Teil der früheren Stadt Angkor Thom, ist neben Angkor Wat die bekannteste und eindrucksvollste Tempelanlage in Angkor - berühmt vor allem wegen seiner Türme mit meterhohen, aus Stein gemeißelten Gesichtern, eingeweiht um 1200. Zunächst ein buddhistischer Tempel, wurde er später „renoviert“ und als Hindu-Tempel genutzt. Renoviert = alle Bildnisse Buddhas zerstört. Von den früher 49 (vielleicht auch 54) Türmen mit jeweils 4 Gesichtern sind heute 37 wiederaufgebaut. Diese Gesichter machen mit ihren plastischen Reliefs einen fast lebensnahen Eindruck. Okay, bis zu 7 Meter hohe Köpfe sind eher Riesen-lebensnah. Aber: höchst beeindruckend, intensiviert dadurch, dass sich der Chronist bei Besuch Nr. zwei 45 Minuten lang ohne jede Begleitung (und fast ohne…) hat treiben lassen können.

Für heute war’s das. Und morgen das Blog-Finale. Stay tuned 😉