21November
2019

Frei nach den Oscars: Und das große Finale ist…

Angkor Wat, ganz klar. Der aufmerksame Blog-Leser hat es geahnt, wenn nicht gar gewusst. Kein Kambodscha(=Angkor Wat)-Urlaub ohne Angkor Wat. Fast möchte man beide Begriffe touristisch synonym nutzen. Geht natürlich nicht. Denn das würde den anderen äußerst beeindruckenden Tempeln unrecht tun. Und das wollen wir ja auf gar keinen Fall, nicht wahr?

Also Angkor Wat. Jeder will da hin und jeder zum Sonnenaufgang an der einen perfekten Stelle: direkt gegenüber dem Haupteingang, am kleinen See rechts vorne. Ihr wisst Bescheid. Problem nur: alle an der perfekten einen Stelle geht eben nicht. Physikalisch nicht möglich, wenn wir unseren aktuellen Zustand und Status nicht grundlegend ändern wollen. Wollen wir nicht. Müssen wir auch nicht. Wir haben ja Yan (der deutschsprachige). Abholen am Hotel um 4:30, Ankunft kurz vor 5 an einem Nebeneingang. Früher ist der Zugang nicht erlaubt. Tatsächlich: erlaubt. Da stehen in der Dunkelheit Wächter und checken den Angkor Pass. Nach kurzem Marsch durch absolute Dunkelheit erheben sich plötzlich vor uns in der Nacht drei Türme vor den Sternen und dem noch ziemlich dunklen Nachthimmel. Blick nach Westen: Sternbild Orion. Logisch, hätte jeder der werten Leserschaft auf eine entsprechende Frage gleich als Antwort parat gehabt.

Beim Chronisten bricht wie der Hulk aus Banner (Avengers…) der Astrofreak durch. Stativ raus, Kamera raus, alles im Dunkeln aufgebaut. Und dann tauchen die Probleme auf, mit denen man - also gut, der Chronist -  bei sorgfältiger Planung hätte rechnen können, ja müssen. Offensichtlich ist Murphy, der alte Schotte (war übrigens Amerikaner), mit von der Partie: Ohne Lesebrille nix auf dem Kameradisplay zu erkennen, zumal nachts. Und selbst wenn: Livescreen nicht gefunden ☹. Also f(Scharfstellen) = π mal Daumen. Okay, diese Funktion musste schief (=unscharf) gehen. Spontane Nachtfotos wurden nichts. Aber den Versuch war’s wert.

Rechtzeitig zur Dämmerung stehen wir an DER Stelle. Wie mindestens Dutzend Duzende andere auch (eingeschobene völlig irrelevante Frage: Wie nennt man ein Dutzend Dutzend noch? BGB AT-Fall, Irrtumsproblematik 😉…). Das bedeutet für uns dritte Reihe oder so. Nichts zu sehen von den Reflektionen im Wasser. Yan hat Plan B parat. Weiter zum nächsten See, auf der anderen Seite des Haupteingangs. Dann unter einer Sichtschutz-Absperrung hindurch, die sich nach kurzem Guide-Gespräch auf Kambodschanisch für uns hebt. Auf der anderen Seite der Abplanung direkte Seelage, erste Reihe, alles bestens. Andere stehen anschließend in der zweiten. Ha! Und langsam erhellt die aufgehende Sonne den Horizont und die Wolken hinter Angkor Wat. Denn darum geht es: die dunkle Silhouette von AW vor dem sich aufhellenden Hintergrund zu sehen. Es gelingt. Sonne, Wolken, See, Tempel und Touris: Alle spielen einigermaßen mit. Die Reflexionen sehen tatsächlich sehr gut aus. Die richtig tollen Bilder machen aber irgendwie immer andere...

Bevor das Spektakel maximal wird, sind wir bereits auf dem Weg, um vor der üblichen Touri-Crowd den nächsten Tempel in Ruhe und fast allein genießen zu können.

Angkor Wat selbst: eine beeindruckende Anlage. Gewusst, dass AW als Nationalsymbol von Kambodscha sowohl auf der Landesflagge als auch auf der Währung des Landes präsent ist? Anfang des 11. Jahrhunderts restaurierte ein König Angkor und ließ auch AW errichten, wahrscheinlich als Vishnu geweihter Tempel. Das komplette Areal misst inklusive des Wassergrabens in West-Ost-Richtung knapp 1,5 km und in Nord-Süd-Richtung knapp 1,3 km. Der Wassergraben ist zwischen 170 und 190 Meter breit und umschließt das innere Areal. Im Zentrum der Anlag steht ein markanter Tempel mit fünf nach Lotusblüten geformten Türmen. Der größte Turm ist 65 m hoch. 1992 wurde Angkor Wat von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Das dazu. Mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Angkor_Wat.

Der Detailbesuch fällt -wörtlich - ins Wasser. Mitten drin gibt es den Platzregen, der sich irgendwie drohend den ganzen Tag angedroht hatte. Nun erscheint er mit aller Heftigkeit. Da nutzt Weglaufen nichts. Erfolgloser Versuch. Aber der Guide hat wieder den Plan B. Abbiegen in eine der Bibliotheken mit noch oder wieder bestehendem Dach. Auch dort gibt’s viel zu sehen. Feinste Details, kunstvoll in den Sandstein gemeißelt, den die Khmer, genauer gesagt mehrere tausend Elefanten, seinerzeit aus ca. 50 km Entfernung herangeschafft haben. Zwei Szenen fallen auf: die Gruppe buddhistischer indischer Mönche (orange Farbtupfer im grauen Einerlei) und der Fotograf (Standort betreten verboten), dessen echt komplexes Projekt (für die Foto-Pros unter den Blog-Lesern: 360 Grad-Kugelpanorama mit automatisch gesteuertem Stativkopf) dem Platzregen zum Opfer fällt. Wir verlassen „ziemlich beeindruckt“ nach dem Regenschauer AW. Einer der vielen Höhepunkte der Reise.

Nun denn, der Chronist wollte jetzt eigentlich während des Zwischenstops in Hong Kong sein Tag- und teils Nachtwerk in diesem Blog beenden. Aber es gibt doch noch ein PS. Der geneigte Leser kann dies leicht selbst überprüfen 😉

 

Ach ja, beinahe vergessen: Das "für-alle-Touris-fast-gelungen-Wunschbild".